Nachdem mein Trauma mit dem Citroen e-Mehari so langsam überwunden ist und nachdem derzeit hier einiges über den künftigen
e-C3 diskutiert wird, möchte ich gerne meine Erfahrungen mit einem echten Konkurrenten zum Dacia Spring zum Besten geben:
Zum Abschied von meinem Citroen e-Mehari noch ein paar Worte zu einer echten Konkurrenz vom Dacia Spring. Das Fahrzeug wurde etwa von 2015 bis 2019 gebaut - Stückzahl wohl so zwischen 1.000 und 4.000 Stück. Das und das knuffige Aussehen bewegte mich dazu, einen fast Neuwertigen aus dem Jahre 2019 mit 20.000km zu erwerben; der Preis war EUR 15.000, der Neupreis war EUR 27.000. Die einzige Zusatzoption war die Klimaanlage und die war enthalten. Das Fahrzeug hatte 68PS. Somit habe ich mich der Frage nach 45 oder 65PS angenähert. Eindrucksvoll war der Druck auf den Rücken, wenn man hemmungslos "Gas" gibt; trotzdem würde ich mich beim Spring wieder für 45PS entscheiden. Der Akku des e-Mehari war knapp zwei Jahre alt und wurde vor meiner Zeit gut behandelt; angeblich soll er bis 400.000km halten.
Der Akku war das kritischste Element im Fahrzeug. Weil der wegen der Technologie dauernd auf 60°C gehalten wird, hat er etwa 1% pro Stunde Selbstentladung. Welche Vor- und Nachteile diese Akkutechnik sonst noch hat, findet man im Netz der Netze. Auf jeden Fall war der Akku nach vier Tagen rumstehen leer. Also, immer das Fahrzeug anklemmen; es wird empfohlen, den Akku bei Nichtbenutzung immer auf 100% zu halten. Und fahren muss man auch immer wieder, weil sonst wie beim Benziner der 12V Akku irgendwann leer wäre. Weil so viele Mitmenschen diese Spielregeln nicht beherzigen, gibt es massig Fahrzeuge ohne Akku zu kaufen. Die eierlegende Wollmilchsau für den Akku ist der Winterschlaf. Per Menüeintrag kann das Fahrzeug in den Winterschlaf geschickt werden und kann so etwa drei Monate ohne laden auskommen. Wenn man ihn aufwecken möchte dauert es wohl fünf bis zehn Stunden bis er fahrbereit ist. Das Aufwecken passiert, indem das Ladegerät angesteckt wird - ein Winterschlaf fernab der Steckdosenwelt ist also nicht möglich.
Das Fahrzeug hat vier sehr komfortable Sitze kombiniert aus Kunstleder und Textilgewebe. Die Sitze sind wasserfest und können sogar einer Reinigung per Gartenschlauch ausgesetzt werden. Dafür hat es auf der Fahrer- und Beifahrerseite je einen Ablauf à la Badewanne. Das Dach kann bis auf die Überrollbügel komplett entfernt werden, so auch die Fenster an den Seiten und hinten. Es gibt einen Kofferraum im Kofferraum, so dass man wenige Dinge auch bei offenem Fahrzeug diebstahlsicher unterbringen kann. Außen sind die Fahrgeräusche sehr dezent, innen sind sie kernig, was aber zum Fahrzeug passt. Das Fahrzeug ist außen fast komplett kunststoffverkleidet, so dass auch nach längerer Zeit ohne waschen der Regen immer schön abperlt. Bis hierher sprachen alle Fakten dafür, dass ich das Fahrzeug behalten wollte.
Warum verkaufte ich den e-Mehari schon nach vier Monaten? Für mich gab es an meinem Fahrzeug nach dem Kauf den Wunsch, festzustellen, ob alles o.k. ist, in welchem Zustand die Batterie ist und ich wolle einen normalen Kundendienst erledigt wissen. Dazu kam, dass der Winterschlaf nicht funktionierte, Es war nicht möglich, diese Aufgaben bei einem Citroen-Händler zu erledigen. Bei meinem Zweitfreundlichen ließ man das Fahrzeug vier Wochen lang rumstehen und machte gar nix. Ein weiterer Händler in der Gegend meinte gleich, ich solle das Fahrzeug verkaufen. Und das Competence-Center für den e-Mehari in Frankfurt am Main meinte das selbe. Auch eine Werkstatt im Saarland, die Erfahrung mit dem e-Mehari hat(te) ging auf Abstand, weil deren einziger Kenner durch Krankheit gezeichnet seine Mitwirkung aufgeben musste. Ich hätte es also in Kauf genommen, das Fahrzeug auf einem Anhänger quer durch Deutschland zu schippern, um den Kundendienst zu machen - es war aber keine Werkstatt zu finden, die das erledigen wollte.
Praktisch heißt das für mich also, dass ich ein fast neues, vier Jahre altes Fahrzeug in die Tonne hätte kloppen sollen. So jedenfalls sieht es der Hersteller und seine Werkstätten, die ich in vielen Telefonaten um Klärung gebeten habe. Deshalb habe ich mich mit Tränen in den Augen entschieden, das Fahrzeug wieder zu verkaufen. Erstaunlicherweise gelang mir dies nach wenigen Tagen über kleinanzeigen.de ; es scheint also wesentlich besser informierte Freaks zu geben, die die Probleme besser lösen können wie ich.
Zum Abschied noch ein paar Bilder:
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