Achtung, längerer Text!
Am Samstag Morgen sollte es gegen 9 Uhr Morgens losgehen nach Norddeutschland. Endlich wieder Küstenfeeling in Hooksiel (Wangerland). Und es sollte nicht mit der Benzinkutsche dorthin gefahren werden, sondern tatsächlich mit dem "Stadtauto" Dacia Spring.
Natürlich sollten am Ziel auch Ausflugsfahrten und später auch die Rückreise mit dem kleinen Elektroflitzer gemacht werden. Ob das funktioniert?
Um es vorweg zu nehmen: es funktioniert!
Für die Hinfahrt ist eine Strecke von 586km zu überwinden.
Am Abend vor der Abfahrt ist der Wagen zu 82% geladen und am Morgen vor der Abfahrt nach dem Aufstehen habe ich den Ladevorgang über die App wieder gestartet. Kurz vor 9 Uhr wird das Gepäck, die Verpflegung für zwei erwachsene Personen verstaut. Zur Überraschung passt alles prima in den Wagen rein. Was nicht gebraucht wird, verschwindet im Kofferraum und der Rest hinter den Vordersitzen. Passt schon mal. Kurz vor der Abfahrt wird bei 100% abgestöpselt und der Bordcomputer zurück gesetzt. Der Tag ist recht kühl also wird die Heizung notwendig sein. Der Wind ist zum Teil recht böig und auf einem großen Teil der Strecke werden wir wohl Gegenwind haben. Aber die Straßen sind trocken und es herrscht schönes und sonniges Wetter. Und los geht es.
Erst über Landstraße und Ortschaften zur Autobahn. Auf der Autobahn den Begrenzer auf 106 km/h eingestellt und schön im Verkehr mitgeschwommen. Hin und wieder gibt es LKWs zu überholen. Hier habe ich den Begrenzer ausgeschaltet und die LKWs flott überholt (also auch mal 125km/h gefahren). Über Berg und Tal, Steigungen und Gefälle ging es über 122km zum ersten geplanten Ladestopp Moseltal Ost. Mit 36km Restreichweite dort angekommen, erst mal an die 150kW DC-Ladesäule (eine war noch frei, die anderen beiden belegt). Der Ladeort ist auf jeden Fall einen Halt wert und die Ladezeit vergeht dort recht schnell. So kann man sich die Zeit nach dem Gang zum WC mit einem Blick auf die Mosel oder die Ausgrabung einer Römischen Villa vertreiben. Da der nächste geplante Halt 137km entfernt ist, muss auch so viel - mit strategischer Reserve - in den Akku geladen werden. Trotz anfänglicher Ladegeschwindigkeit von 32,7kWh, dauert der Vorgang dann doch fast 52 Minuten für insgesamt 19,9kW. Der durchschnittliche Verbrauch hatte sich auf der Strecke bei 16,2 kWh/100km lt. Bordcomputer eingependelt.
Danach geht es die 137km weiter auf der A61, an Bonn und rechts von Köln vorbei bis nach Remscheid. Auf auf dieser Strecke den Begrenzer auf 106 (außer an Baustellen etc.) und auch wenn ein LKW rechts fuhr, habe ich den flott überholt. In Remscheid an der Talsperre mit 19km Restreichweite angekommen, gibt es eine EON und vier Ionity Ladesäulen auf dem Ausflugsparkplatz oberhalb der Raststätte. Die Ionity Ladesäulen waren alle belegt und an der EON versuchte sich ein E-Mini damit den Ladevorgang zu starten. Die Karte wurde nicht erkannt und ein Laden war ihm nicht möglich. Nachdem er aufgegeben hatte, habe ich es probiert. Die EnBW und die EWE Ladekarten wurden nicht erkannt. Ich vermute, dass hier der Kartenleser defekt war. Also den Ladevorgang über die EnBW-App versucht zu starten. Meldung "Ladevorgang gestartet" kam in der App, aber es floss kein Strom. Das war natürlich blöd und nicht zielführend. Der E-Mini hatte in der Zwischenzeit versucht an den Ladesäulen der Raststätte unten an der Autobahn direkt zu laden, was aber auch nicht funktioniert hat. Warum war nicht ganz klar.
Da in Remscheid die Talsperre auch ein beliebtes Auflugsziel ist, war dort doch recht viel los. Neben vielen Familien und anderen Reisenden, aber auch aus der Umgebung von Remscheid waren auch die Elektro-Fahrer während der Ladezeit auf einem Rundgang am See. Als die erste Säule frei wurde, habe ich dem E-Mini den Vortritt gelassen. Der war vor mir da und hatte auch nur noch wenige Kilometer im Akku. Außerdem zeichnete sich ab, dass in relativ kurzer Zeit weitere Ladesäulen frei werden würden. Eine davon habe ich dann auch genutzt. Also den Spring an die Ionity-Säule gehängt und mit der EWE Ladekarte authentifiziert (54 Cent/kWh). Auch hier ging das Laden recht flott. Anfänglich jedenfalls mit 32kW. Nach gut einer dreiviertel Stunde Verzögerung konnten wir dann auch zum Spaziergang an die Staumauer starten. Nach 34 Minuten und 15,72 geladenen kWh, sind wir dann zur nächsten Etappe aufgebrochen. In Remscheid wollte ich den Wagen nicht voller laden. Der Verbrauch lag lt. Bordcomputer bei 15,9 kWh/100km. Die nächste Ettappe sollte nur 70 km lang sein. Mit der entsprechenden strategischen Reserve ging es dann weiter über die A1.
Bei gleicher Fahrweise erreichten wir dann rund 70km später dann die EnBW-Ladestation in Kamen. Wow. Was für ein Anblick. 52 Schnelladeplätze. Überdacht. Nachts sicher auch beleuchtet. Mit Sitzgelegenheiten und Toilette. So muss eine Ladestation zukünftig aussehen! Auch wenn es etwas günstiger liegen könnte und sich im Umfeld mehr Möglichkeiten befinden könnten, die den Ladeaufenthalt noch angenehmer machen könnten. Also an die Ladesäule gestöpselt und mit ca. 50km Restreichweite mit enttäuschenden 18kW am Ladestart. Der Verbrauch war in der Zwischenzeit auf 15,6 kWh/100km lt. Bordcomputer gesunken. Da die nächste Etappe knapp 140km betragen sollte, musste auch hier genug Strom in den Akku um das Zwischenziel zu erreichen. Aber es war auch Zeit für einen mitgebrachten Kaffee und etwas zu essen. Da dort allerdings ein recht kühler Wind ging und nicht so viel Windschatten in der Sonne, wurde das im Stehen eingenommen. Die Toiletten - es gibt zwei Stück (1 EUR, bar oder mit Karte) - sind zwar aus Edelstahl, werden aber nach jeder Benutzung komplett gereinigt. Die Kabinen sind geräumig und sauber gewesen. Nach 46 Minuten und 14,5 geladenen kW ging es dann weiter auf die nächste Etappe auf der A1.
Auch hier mit gleichem Fahrstil und immer die Restreichweite und die noch zu fahrende Strecke im Blick. Auf einen Ladestopp an der Raststätte Dammer Berge habe ich verzichtet. Hier gibt es auch nur eine EON-Ladesäule, die mein Kumpel bei seiner letzten Tour auch nicht zum Laden bewegen konnte. Außerdem noch mehrere Ionity-Ladesäulen. Aber wenige Kilometer weiter, folgt ein Autohof mit mehreren Ladesäulen. Am Hansa-Center haben wir dann bei EWE an einer 75kW-DC Ladesäule den Wagen angeschlossen. Mit einer Restreichweite von 15km startete der Ladevorgang wieder mit 26kW. Der Verbrauch blieb mit 15,6 kWh/100 km lt. Bordcomputer konstant. Nach einem Kaffee und Toilettengang in einem Schnellrestaurant mit einem gelben M, 20,24 geladenen kWh in einer Stunde ging es dann weiter auf die geplante letzte Etappe: 134km bis zum Zielort.
Auf der A29 wurde der Gegenwind stärker und auch Heizung war auch stärker notwendig. Nach kurzer Überlegung und Abschätzung der Restreichweite und der noch zu fahrenden Kilometer habe ich mich dann doch entschlossen den Back-Up-Ladepunkt in Huntetal Ost zu nutzen und hier noch mal zu laden. An einer 150kW Ladesäule angestöpselt und mit bescheidenen 13-15kW Ladeleistung in einer halben Stunde noch mal 10kWh geladen. Dabei aber im warmen Auto gesessen und die Zeit vertrieben.
Nach knapp 11 Stunden Laden und Fahren, kamen wir dann allerdings mit 34km Restreichweite und eine Verbrauch lt. Bordcomputer von 16,5kWh/100 km an. Durchschnittsgeschwindigkeit lt. Bordcomputer betrug da 89,8km/h.
Am Sonntag ging es dann einkaufen und den Wagen an der Ladesäule AC noch mal knapp 9kWh geladen. Danach hatten wir Besuch von Sause mit seiner Frau - aber das ist eine andere Geschichte
.
Montags dann ein Ausflug nach Wilhelmshaven und dort den Wagen noch mal mit 15,6kWh geladen. Am Dienstag einen Ausflug mit dem Wagen über Landstraßen und Ortschaften nach Varel und zurück gemacht. Am Donnerstag den Wagen noch mal mit 16,06kW geladen und am Freitag dann einen Ausflug nach Aurich und Ihlow gemacht. Der Verbrauch ging in der Zeit auf 14,2kWh/100km lt. Bordcomputer zurück und auch die Durchschnittsgeschwindkeit sank auf 70,2km.
Für die Rückfahrt am Samstag waren dann noch mal 18,04kWh notwendig um den Wagen auf 100% aufzuladen. Auch hier war ich überrascht, dass unser gesamtes Gepäck und unsere Einkäufe bei Friesland Porzellan und Bahlsen in Varel gut in den Wagen passten. Ein paar Sachen landeten wie auf der Hinfahrt hinter den Vordersitzen.
Auch wieder gegen 9 Uhr starteten wir zur ersten Etappe nach Holdorf (134km) diesmal an den 150kW Lader angesteckt und der Ladestart war nach ein paar Minuten mit 33kW doch sehr flott. In 44 Minuten 17,39kWh geladen.
In Kamen kamen wir am Ladepark an und trafen dort meinen Kumpel, der in den Norden unterwegs war. Außerdem war dort ein Treffen von Honda-E-Fahrern. Interessant - aber der Spring ist durchdachter und schöner - wie ich finde. Bei Kaffee und Kuchen, ausführlichen Schwätzchen und Austausch von Neuigkeiten waren nach 1:10h dann 22,7kWh im 100% vollen Akku.
Weiter ging es die ca. 70km nach Remscheid. An der Raststätte unten wieder eine EON-Säule die aber nicht funktionierte. Das Feld um den Stecker war schon blau, obwohl kein Wagen angesteckt war. Also wieder zum Parkplatz an den Stausee gefahren und dort an eine - diesmal freie - Ionity-Ladesäule angesteckt. An der EON-Säule versuchte sich derweil ein Twingo mit dem AC-Anschluss, was auch nicht funktionierte. Nach 23 Minuten waren bei einer anfänglichen Ladeleistung von etwas mehr als 18kW dann auch 6,34kWh geladen, was für die nächste Etappe ausreichend war.
An der Raststätte Moseltal West dann mit 12km Restreichweite an die 150kW Ladesäule und auch hier wieder mit bescheidenen 15kW geladen. Nach 1:12h waren dann 20,1kWh geladen um dann auch mit strategischer Restreichweite nach Hause zu kommen.
Hier sind wir dann nach ca. 10:30h angekommen. Wobei der Aufenthalt in Kamen dieses Mal sicher länger dauerte, als die reine Ladung.
In der Garage dann über Nacht noch mal 19,9kWh geladen um den Akku für den nächsten Tag auf 80% zu bringen.
Angekommen bin ich dann mit eine durchschnittlichen Verbrauch lt. Bordcomputer von 14,1kWh/100km. Einem errechneten Verbrauch von 15,09kWh/100km, bei einer Gesamtfahrstrecke von 1493km und einer Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeit von 75,3km/h.
Insgesamt habe ich dafür 225,34kWh geladen und hatte Gesamtkosten von 93,27 EUR. Die durchschnittlichen Kosten für die geladene kWh betrugen 0,41 EUR.
Als Vergleich für die Strecke (reale Werte von genutzten Fahrzeugen):
Diesel 5,5ltr/100km und einem damals gültigen durchschnittlichem Dieselpreis von 2,279EUR pro Liter, wären rund 82 Liter gebraucht worden, was Gesamtkosten von 187,14EUR verursacht hätte.
Super E5 7ltr/100km und einem damals gültigen durchschnittlichen Super Preis von 2,159EUR pro Liter, wären rund 105 Liter gebraucht worden, was Gesamtkosten von 225,64EUR verursacht hätte.
Fazit und Resümee:
Der kleine Spring eignet sich auch gut für längere Fahrten. Durch die zwangsweise häufigen Ladepausen wird man auch auf längeren Strecken nicht überfordert und macht genügend Pausen. Auf der Autobahn, insbesondere auf Strecken mit viel Verkehr, kann man sehr gut mitschwimmen und man kann LKWs doch recht gut überholen. Der Verbrauch für diese kurzen Überholvorgänge wirkt sich nicht groß auf den Gesamtverbrauch aus. Allerdings sollte man nicht versuchen einen Überholvorgang an einer Steigung zu beginnen, wenn der Wagen gut beladen ist und das Tempo nicht begrenzt ist. Je nach Steigung ist es dann nämlich nicht möglich auf über 100km/h zu kommen. Sehr schön ist, dass man sich auch dabei gut unterhalten kann, da das Fahrgeräusch doch relativ gering ist. Natürlich hört man Abrollgeräusche und Wind. Aber im Vergleich zu meinem Vorgängerfahrzeug, doch deutlich leiser.
Bis auf die Probleme bei EON-Säulen und der Ladesituation in Remscheid, gab es nie Probleme beim Aufladen oder mit den Ladesäulen.
Was mir allerdings aufgefallen ist: nach langer Strecke mit andauerndem hohen Tempo (über 100km/h) scheint wohl der Akku nicht mehr im seinem Wohlfühl-Temperaturbereich zu sein. Was sich bei der Hinfahrt vor allem an der Ladesäule in Huntetal und auf der Rückfahrt an der Ladesäule in Moseltal Ost zeigte. Hier waren im Vorfeld die Autobahnen jeweils frei und es kam zu keinen Verzögerungen oder langsameren Fahrten durch z.B. Baustellen. Danach sind kaum Ladeleistungen über 15kW zu erreichen gewesen. Hier fällt das fehlende Batteriemanagement dann doch sehr stark auf und könnte vor allem im Sommer auf längeren Strecken zu erheblichen verlängerten Ladezeiten führen. Das gilt es zu beobachten. Was ich das nächste Mal auch gerne ausprobieren möchte, ist ob die Ladeleistung in einem solchen Fall bei kleineren (z.B. 50kW) Ladesäulen besser ist. Wenn jemand also Tipps hat, wie man den Spring in solchen Fällen zu einer etwas besseren Ladeleistung "überreden" kann: her damit.
Fahren auf langen Strecken ist also, zumindest mit CCS-Ladeanschluss, kein Problem. Man sollte mehr Zeit einplanen als mit der Verbrennerkutsche und kein Problem damit haben, wenn die Ladezeiten mal wieder länger als geplant sind. Sieht man die Fahrt bereits als Teil der Reise, macht es sogar Spaß.