Wie gesagt, erstmal braucht man dafür die technische Dimensionierung der Komponenten im Spring. Die länglichen Videos helfen da nicht wirklich.
Das erste Video drückt aus: für den e-Golf hat mal jemand zusammen mit VW eine 11 kW AC-Retrofit-Lösung gebaut. Das ist 10 Jahre her, auf den Markt kam es nie. Und E3DC hat ne DC-Lösung gebaut. Die ginge am Dacia Spring technisch auch, wenn er mit CCS bestellt wird (das ist die DC-Schnittstelle zur Batterie, und wenn dann auch die BMS-Software ein Entladen erlauben würde, was bisher aber nicht gegeben sein wird). Da ist dann viel Werbung dabei, und dann geht es in das großpolitische Gelaber, Kundennutzen, und wieder ins Marketing.
In dem Thread hier soll es ja aber um ne günstige Lösung gehen, die an den technischen Möglichkeiten eines konkreten Modells ansetzt.
Das zweite Video drückt aus: die technischen Grundlagen sind an sich da (wird behauptet). Aber dort konzentrieren sie sich auf politisches und organisatorisches Gelaber.
Zurück zur eigentlichen Sache. Es gibt ja einen Aufkleber im Spring, den hier:
Die Angaben sind auf dem Foto halt nicht scharf. Ich kann da nur intelligent raten, was da stehen könnte, denn wirklich lesen kann ich die Zahlenangaben nicht.
Allgemeine Angaben
OBCDCDC (also eine Kombi-Wort aus Onbord Charger ("OBC"), das ist der Gleichrichter zum Laden aus einer AC-Quelle in einen DC-Akku und einem zweiten Teil "DCDC" - das ist der DCDC-Konverter zwischen DC-Akku (Hochvolt-Spannung) und DC-12V-Bordnetz (Niederspannungsnetz))
Teilenummer: 296A10016R
20 02 24 - Wird das Herstelldatum sein: 24. Februar 2020
HW: 01 - Hardwareversion 01
SW: 201 - Softwareversion 2.01
Und dann eine Seriennummer dieser einen konkreten Komponente: 296A10016RT2002240004
Die kann man zerlegen als 296A10016R-T-200224-0004: vorne nochmal die Teilenummer, dann ein T als Trenner, dann das Produktionsdatum in yymmdd, dann vermutlich ein Zähler, dass das das 4. Gerät an dem Tag war, was sie gebaut haben.
Hang Zhou EV-TECH CO. LTD (ist der Zulieferer, eine chinesische Firma für Elektroauto-Komponenten)
Erst kommen dann die Angaben für den Onbord Charger (OBC)-Teil im Dacia Spring (hier mal halb geraten, halb abgelesen):
OBC Input Voltage 120-240 V AC (das ist die Wechselspannung aus dem Stromnetz)
OBC Output Voltage 130-320 V
OBC Max Output 27.5 A
Das kann man übersetzen: Dieser Gleichrichter nimmt 120V bis 240V aus dem AC-Netz und schickt dann bis etwa 6600 Watt (Angabe aus dem Datenblatt, nicht auf dem Aufkleber) zur Hochvolt-Batterie, um diese zu laden.
Der Fahrzeugakku für Europa ist ein 72s NMC (Annahme aus einem anderen Thread), also hat jeder 1s-Verbund aus NMC-Zellen so ca. 2.5 (Entladeschlussspannung) bis 4.2 V (Ladeschlussspannung) je nach State of Charge. 72s Zellen mal 2.5V = 180 V. 72s Zellen mal 4.2 V = 302 Volt.
Der Spannungsbereich des Onbord-Laders überdeckt den Spannungsbereich der Hochvolt-Batterie also gut.
Die 6600 Watt Ladeleistung sind exemplarisch für eine mittlere Spannung von 240 V DC (!) mal 27.5 Ampere in die Hochvolt-Batterie.
Es wird zu vermuten sein, dass man diesen Gleichrichter
nicht rückwärts als Wechselrichter nutzen kann (DC von der Hochvolt-Batterie rein, AC ins Netz raus), wegen Komponenten da drin, die nur Dioden in eine Richtung enthalten und damit den Strom nur in Richtung Traktionsbatterie fließen lassen und weil all die Kriterien und weiteren Komponenten fehlen, die es zur Einspeisung in das AC-Netz braucht (Netzdrosseln, Zwischenkreiskondensatoren, wird im ersten Video angesprochen). Aber beim bidirektionalen Laden kann man damit eben die eine Richtung abdecken und den Akku aus einer AC-Quelle laden. Die andere Richtung kann man damit jedoch nicht abdecken. Dafür bleibt das Ding klein, leicht, billig.
Also nun der spannendere Teil, der DCDC-Konverter im Dacia Spring (hier mal halb geraten, halb abgelesen), der zwischen Batteriespannung (ca. 180-300 V DC) und dem 12V DC Bordnetz hin und her wandelt, und damit die 12V-Bleibatterie lädt sowie die ganzen 12V-Komponenten im Fahrzeug versorgt.
DCDC (irgendein Wort) Output Voltage 13.5 V
DC Input Voltage 100-350 V DC -- das ist die DC-Spannung von der Hochvolt-Batterie, passt zum Spannungsbereich dort
DC (irgendein Wort) Output Current
81.5A -- das ist die Angabe, die wir gesucht hatten, um 80 A was der macht!
DC Output Voltage 7-16V -- das ist der Spannungsbereich in Richtung 12V Bordnetz
Ingress Protection IP67 -- Das ist die Schutzklasse des Teils. 6 = staubdicht, 7 = Schutz gegen Wasser. Kurzes Untertauchen möglich, ohne Schaden.
Der DCDC-Teil ist also mit ungefähr 12V-14V DC (typische Bordnetzspannung) mal 81.5 Ampere = 978 - 1100 Watt dimensioniert. Das passt ganz gut zu den um 1000-1500 Watt, die ich vorher geschätzt hatte, ist halt am unteren Ende, aber passt schon, ist ja ein günstiges Auto.
Der Fadenersteller wollte an diese um 12V DC Bordnetzspannung rangehen und da dauerhaft (so über 10 Stunden pro Abend und Nacht) 200-400 Watt rausziehen, um die Grundlast im Haus zu decken. So würde er Energie aus dem Fahrzeugakku holen, die tagsüber die PV-Anlage da reingeladen hat. Die technische Dimensionierung des DCDC-Wandlers würde das erstmal erlauben.
Hat mal jemand alle Angaben und Zahlen wirklich genau vom Aufkleber und kann entweder ein scharfes Foto einstellen, oder die Angaben 1:1 abtippen, damit wir hier die richtigen Zahlen haben?